Stand 2025 pflegen rund 7.1 Millionen Deutsche einen Angehörigen, ca. 2.5 Millionen davon sind zusätzlich erwerbstätig. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege stellt viele Familien vor große Herausforderungen. Wenn ein Elternteil oder naher Angehöriger pflegebedürftig wird, verändert sich der Alltag oft grundlegend. Die Doppelbelastung zwischen Arbeitsplatz und Fürsorge führt schnell zu Stress und Überforderung.
Doch mit der richtigen Organisation, Unterstützung und den passenden Hilfsmitteln lässt sich beides miteinander vereinbaren.
Hier sind 10 praxisnahe Tipps, die Ihnen dabei helfen, Pflege und Beruf besser unter einen Hut zu bringen.
Zusätzliche Belastungen durch die Pflege
Zeitmanagement
Einen Angehörigen zu pflegen fordert viel Flexibilität, da Pflegenotfälle oft spontan auftreten und selbst die alltäglichsten Aufgaben Unterstützung erfordern können. Die neu dazu gekommenen To Dos nehmen viel Zeit in Anspruch, die vorher anderweitig genutzt werden konnte. Das führt dazu, dass viele Pflegende Ihre Arbeitsstunden reduzieren oder sie am Abend oder Wochenende nachholen müssen.
Körperliche Belastung
Viele Aufgaben im Pflegealltag erfordern körperliche Kraft, wie bspw. das Helfen beim Anziehen und Waschen, das Umlagern der Person oder das Tragen von Hilfsmitteln wie Rollstühlen. Diese zusätzliche Belastung kann insbesondere bei falscher Ausführung bei Pflegenden Nachwirkungen haben.
Mentale Belastung
Auch die mentale Belastung nimmt durch die Pflege einer Person zu. Schnell kommen Gefühle von Überforderung auf, weil man in eine komplett neue Situation reingeworfen wird und alles von Grund auf lernen muss. Viele Pflegende berichten auch von Schuldgefühlen, Angstzuständen und Stress, da man plötzlich für zwei Personen alles im Blick behalten und viel mehr Verantwortung tragen muss. Nicht zu unterschätzen ist auch die fehlende Zeit für sich selbst, Freunde oder Hobbies, was bei Betroffenen ein Gefühl von Isolation geben kann.
Finanzielle Belastung
Mit der Pflege geht oft eine Reduktion der Arbeitsstunden einher, was zu Einkommenseinbußen führt. Zusätzlich entstehen durch die Anschaffung von medizinischen und technischen Hilfsmitteln Extrakosten, die irgendwie getragen werden müssen. Eine Konsequenz davon ist oft die Aufschiebung des eigenen Ruhestands, da man sich die Pflege des Betroffenen anders nicht leisten kann.
Ohne Unterstützung wirken sich diese Faktoren sowohl auf die Gesundheit der pflegenden Person als auch die Pflegequalität aus, weshalb es super wichtig ist, sich frühzeitig einen Plan zu überlegen, wie man den Workload effizient und realistisch bewerkstelligen kann.
10 Tipps zur besseren Vereinbarkeit von Pflege & Beruf
Frühzeitig mit dem Arbeitgeber sprechen
Offene Kommunikation ist der wichtigste Schritt. Auch wenn das Thema in manchen Bereichen Tabu behaftet schein, sollten Sie Ihren Arbeitgeber so früh wie möglich über die neue Situation informieren. Viele Unternehmen bieten flexible Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit oder Teilzeit, Homeoffice-Lösungen oder Sonderregelungen für pflegende Angehörige an. Nur durch einen ehrlichen Austausch können Sie eine Lösung finden, mit der beide Seiten zufrieden sind.
Freistellungs-Möglichkeiten nutzen
Das Pflegezeitgesetz (PflegeZG) und die Familienpflegezeit ermöglichen berufliche Freistellungen von bis zu 24 Monaten, teilweise mit finanzieller Unterstützung. Informieren Sie sich frühzeitig, um rechtliche Möglichkeiten optimal zu nutzen. Gerade zu Beginn oder in schwierigen Phasen kann eine Auszeit sehr sinnvoll sein, um mit der neuen Situation vertraut zu werden und eine Routine zu etablieren.
Externe Unterstützung in Anspruch nehmen
Priorisieren Sie Aufgaben. Welche Aufgaben müssen wirklich von Ihnen selbst erledigt werden und bei was können externe Stellen helfen? Nachbarschaftshilfen oder Pflegedienste können eine große Erleichterung bieten, insbesondere bei regelmäßigen Aufgaben wie Einkaufen, Körperpflege oder Medikamentengabe. So bleibt Ihnen mehr Zeit für Beruf, Familie und die wirklich wichtigen Momente mit Ihren Angehörigen. Auch eine Tagespflege, Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege kann Phasen in denen Sie selbst nicht da sind oder eine Pause benötigen gut überbrücken.
Technische Hilfsmittel & Tools
In der heutigen Zeit können technische Hilfsmittel die Pflege deutlich erleichtern und Sie selbst entlasten:
- – Ein Hausnotrufsystem sorgt beispielsweise dafür, dass im Notfall sofort Hilfe verständigt wird, auch wenn Sie gerade nicht vor Ort sind.
– Pflege-Apps helfen beim Dokumentieren, Planen und Erinnern an Medikamente.
– Gemeinsame Kalender oder Kommunikationsplattformen erleichtern die Abstimmung innerhalb der Familie.
– Smarthome Features wie Lichtquellen mit Bewegungsmeldern, intelligente Thermostate, automatische Rollläden, Herdsensoren oder Außenkameras können das Umfeld der pflegebedürftigen Person sicherer gestalten und Ihnen ein besseres Gefühl geben.
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Aufgaben klar verteilen
Sprechen Sie mit Geschwistern, anderen Familienmitgliedern oder Bekannten offen über Verantwortlichkeiten. Ein Wochenplan mit festen Zuständigkeiten, zum Beispiel für Arztbesuche, Termine, Telefonate oder Einkäufe, hilft, Überlastung zu vermeiden und einen besseren Überblick zu bewahren.
Finanzielle Unterstützung beantragen
Nutzen Sie Pflegeleistungen der Krankenkassen: Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder Entlastungsbeträge können helfen, professionelle Unterstützung zu finanzieren. Eine kostenlose Pflegeberatung, beispielweise durch Pflegestützpunkte oder Ihre Pflegekasse, lohnt sich, um die richtigen Leistungen für Sie zu identifizieren.
Eigene Pausen ernst nehmen
Nur wer selbst gesund bleibt, kann gut pflegen. Planen Sie regelmäßige und verbindliche Auszeiten ein, auch wenn es nur ein kurzer Spaziergang ist. Bewusste Zeit für Freunde und Hobbies ist wichtig, um sich nicht selbst im Pflegechaos zu verlieren. Entspannung und Schlaf sind keine Luxusgüter, sondern notwendig. Yoga und Meditationsübungen können auch ein sinnvoller Helfer sein, um Stress abzubauen.
Kostenlose Pflegekurse & Schulungen
Um Überforderung zu vermeiden ergibt es gerade zu Beginn der Pflege oder bei Änderungen des Pflegebedarfs Sinn, kostenlose Pflegekurse und Schulungen in Anspruch zu nehmen, die Sie auf die Aufgaben vorbereiten und mehr Sicherheit bei der Umsetzung geben. Diese werden meist von Ihrer Pflegekasse oder Pflegediensten angeboten.
Netzwerke nutzen
Tauschen Sie sich mit anderen Pflegenden aus, online oder in Selbsthilfegruppen. Erfahrungsaustausch gibt Kraft, zeigt neue Wege und hilft, mit schwierigen Situationen besser umzugehen.
Hilfe im Notfall organisieren
Definieren Sie einen klaren Notfallplan: Wer wird informiert, wenn etwas passiert? Wo liegen wichtige Dokumente? Das Vorbereiten einer Notfallmappe kann in Krisen eine gute Lösung sein, um effizient und schnell handeln zu können.
Fazit: Entlastung beginnt mit guter Planung
Pflege und Beruf zu vereinbaren ist anspruchsvoll, aber machbar. Organisation, Kommunikation und technische Unterstützung sind die Schlüssel, um langfristig gesund und handlungsfähig zu bleiben.
Wichtig ist: Regelmäßig reflektieren, Planung anpassen und Auszeiten einhalten!